Mittlerweile sind über 3 Jahre vergangen, als ich den letzten Blog Artikel geschrieben habe. Es gab sehr viel zu tun, sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich.

Neben dem weiteren Aufbau der Firma war der private Hausbau zeitlich sehr fordernd. Es gab sehr wenig freie Ressourcen. Umso mehr freut es mich, dass ich jetzt gerade die Zeit finde einige meiner Gedanken zu transportieren.

Corona und der Aktienmarkt:

Vor etwas mehr als 6 Wochen waren wir in vielen Aktienmärkten auf den Höchstständen. Der breite amerikanische Markt gemessen am S&P 500 lag bei 3.386 Indexpunkten (Stand 19. Februar 2020), der deutsche DAX lag 13.789 Punkten (Stand: 19. Feb. 2020).


Quelle: www.finanzen.net

Die Ausbreitung des Corona-Virus zu einer globalen Pandemie und der Shut-Down vieler Staaten und Unternehmen ließ die Aktienmärkte rasant einbrechen. Je nach Region und Markt, gab es Rückgänge von 30 Prozent und mehr. Manche Einzeltitel sind seit Jahresbeginn mehr als 50 Prozent gefallen. Niemand konnte diese Entwicklung vorhersehen und nach 2-3 Wochen mit vielen Telefonkonferenzen und Webinaren mit Fondsmanagern, Kapitalmarktstrategen und sonstigen Experten kann auch die weitere Entwicklung keiner vorhersehen.

Wird sich die Wirtschaft wieder erfangen?
Wie lange wird die Krise dauern?
Wie hoch wird der Schaden sein?
Was bedeutet das für mein Depot und meine Veranlagung?
Soll ich zukaufen, warten oder jetzt noch verkaufen?

Viele Fragen, auf die wir gerne Antworten hätten.

Ich versuche die eine oder andere Antwort mit einer Geschichte zu geben.

Die Geschichte von 2 Obstbauern

Vor einigen Jahren habe ich einmal einen Blog Artikel geschrieben mit dem Titel: Was ein Mangobaum mit dem Aktienmarkt zu tun hat?
Dieser Beitrag ist mir gestern beim Laufen (alleine im Wald) wieder eingefallen.

Es waren einmal 2 Obstbauern. Sie heißen Hans und Sepp. Sie lebten ein erfülltes Leben, denn durch Ihre Obst- und Gemüseplantagen erwirtschafteten sie reichlich Ertrag um das Auskommen zu finden. Sie sahen einen Sinn in Ihrer Tätigkeit und versorgten Ihre Mitmenschen mit gesunden und nahrhaften Produkten. Beide Bauern tauschten sich regelmäßig aus und hatten in den letzten Jahren gut gewirtschaftet. Das Jahr 2019 war eine Rekordernte. Das Klima war fein und sie konnten viele Äpfel, Birnen, Marillen, Zwetschken, Weintrauben, Kartoffel, ja sogar exotischere Früchte wie Feigen, Kiwis und köstliche Beeren ernten.

Seit 30 Jahren betreiben Sie Ihre Landwirtschaft und sind regelmäßig gewachsen. Nicht jedes Jahr, doch im Durchschnitt gab es schöne Zuwächse. Es gab zwar immer wieder auch Jahre, wo durch Hochwasser, Hitzeperioden oder Hagel, die Ernten nicht so toll ausfielen, doch das hat sie nicht aufgehalten weiter zu investieren, ihre Gärten zu pflegen und weiter zu wachsen. Sie haben sich regional auf unterschiedliche Standorte aufgestellt und wenn einmal die Ernte einer Obstsorte nicht so toll ausgefallen ist, da das Wetter nicht so förderlich war, so hat eine andere Sorte guten Ertrag abgeworfen. Hans und Sepp waren glücklich, zufrieden und stolz auf Ihre Plantagen.

Das war vor 6 Wochen. Die letzten 6 Wochen waren jedoch für beide nicht lustig. Ein extrem aggressiver Pilz wurde aus einer anderen Region eingeschleppt und zerstörte einen großen Teil der Obstbäume. Viele Bäume wurden komplett vom Pilz zerstört. Manche werden sich erfangen, brauchen viel Pflege, einige werden es aber nicht überleben.
Die Ernte für dieses Jahr ist jetzt schon zerstört. Zusätzlich kam noch die lange Dürreperiode ohne Wasser. Eine Katastrophe!
Ein Einbruch von 30 bis zu 50 oder 60 Prozent wird sie heuer erwarten. Die viele Arbeit – umsonst! Die beiden Obstbauern sind traurig, frustriert, geknickt und teilweise verzweifelt. Wie wird es weitergehen? Wird dieser Pilz wieder weg gehen oder zerstört er nachhaltig Ihre Lebensgrundlage?
Auch andere Bauern hat es gleichermaßen erwischt und auch diese beginnen, an ihrer Arbeit zu zweifeln. Nach dem starken Pilz-Befall zweifelt die Obst- und Gemüsebranche, ob es jemals wieder so wird wie früher. Niemand will investieren. Die Preise für junge und frische Bäume zum Anpflanzen sind verfallen und werden nun 30 bis 40 Prozent billiger angeboten. Eine Rabbatschlacht, die es schon lange nicht mehr gegeben hat!

Was sollen Sie nun tun?

Hans und Sepp kennen sich schon seit ihrer gemeinsamen Schulzeit. Trotzdem sind sie zwei komplett unterschiedliche Persönlichkeiten.
Hans ist eher ängstlich und pessimistisch. Er glaubt nicht daran, dass sich seine Plantage und seine Bäume und Felder wieder erfangen werden. Er überlegt daher seine gesamten Flächen zu verkaufen. Auch wenn er dafür nur ca. 60 Prozent seines wirklichen Wertes bekommen würde. Denn besser 60 Prozent als gar nichts, denn was passiert, wenn im nächsten Jahr der Pilz noch immer wütet und den Rest seiner Bäume und Gemüsesorten zerstört?

Sepp ist ein optimistischer Typ. Ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Er hat schon einige Krisen durchlebt und ist überzeugt, dass es auch diesmal wieder besser werden wird. Nach einigen Tagen des Nachdenkens, hat Sepp ganz andere Gedanken. Die Ernte ist zwar für heuer viel geringer, doch er ist überzeugt, dass seine Bäume und Plantagen sich wieder erfangen werden. Er überlegt, die abgestorbenen Bäume und Gemüsesorten, durch die günstig angebotenen Pflanzen der Gärtner zu ersetzen und seine Felder und Plantagen wieder aufzuforsten. Er überlegt hin und her und fragt sich: Was wenn es länger dauert? Ist es diesmal anders? Nach einigen Tagen Nachdenken reagiert er entschlossen und beginnt neue Obstbäume zu kaufen. Er legt wert darauf, dass sie robust und gesund sind. Er überlegt sich welche Sorten er in welcher Region anpflanzen wird und investiert in seine Zukunft. Auch wenn es ein weiteres Jahre dauert! Er ist überzeugt, das wird wieder und seine Bäume werden wieder reichlich Früchte liefern. Vielleicht werden es andere Sorten sein, doch so günstig konnte er seit Jahren seinen Bestand nicht aufforsten. Die Gärtner, schmeißen ihm die Pflanzen quasi nach. Niemand der anderen Bauern will aktuelle Obstbäume haben. Viele zweifeln daran, dass es jemals wieder wird.
Hans sieht das und ist noch immer skeptisch. Er überlegt seinen gesamten Obst- und Gemüsebestand an Sepp zu verkaufen. Sepp ist ein guter Freund und möchte die Stimmung von Hans nicht ausnutzen. Er überzeugt Ihn, nicht zu verkaufen. Auch auf die Gefahr hin, dass er ein weiteres Jahr mit mageren Erträgen rechnen muss. Auch wenn er nichts investiert, so soll er doch sein Lebenswerk nicht verschleudern!

Das Jahr verging und die Bäume und neu angepfanzten Gemüsesorten von Sepp begannen sich im nächsten Jahr gut zu entwickeln. Bis sie reiche Frucht bringen wird es noch etwas dauern, doch glücklicherweise ist der zerstörerische Pilz verschwunden. Hans ist Sepp sehr dankbar, dass ihn dieser überredet hat seine Plantagen nicht zu verschleudern, denn nun kann auch er sehen, dass sein verbliebener Bestand wieder reichlich Früchte tragen wird. Mit dem zurück gewonnenen Optimismus beginnt nun auch er seine Plantagen wieder aufzuforsten. Leider kosten die Bäume aus den Gärtnereien nun wieder ihren regulären Preis. Trotz des leichten Ärgers über die vertane Chance ist er doch zufrieden und glücklich, dass er sich darauf eingelassen hat und nicht verkauft hat.

Einige Jahre später reflektieren Hans und Sepp die damalige Krise. Sie sind froh, es gut überstanden zu haben und hoffen auf eine gute und reichhaltige Ernte. Um diese Erfahrung reicher ist ihnen auch bewusst, dass es irgendwann wieder eine Krise geben wird. Sie wird wieder schwierig sein, doch mit ihrer gewonnenen Lebenserfahrung ziehen Sie Bilanz und haben sich fest vorgenommen:

  • in guten Jahren lege einen Teil deiner Ernte zurück, denn die nächste Krise wird irgendwann kommen
  • wenn du Reserven hast, kann dir auch eine schlechte Ernte nichts anhaben
  • die Reserven erlauben dir, günstige Chancen zu ergreifen
  • sei mutig und ergreife Chancen
  • sei breit aufgestellt und setze auf unterschiedliche Obst- und Gemüsesorten, möglichst breit regional gestreut
  • vermeide Monokulturen

Fazit:

Aus dieser erfunden Geschichte können wir teilweise Parallelen zum Aktienmarkt ableiten. Es gab in den letzten 100 Jahren 6 große Aktienmarktrückgänge. Die Ursachen waren sehr unterschiedlich. Die Krisen dauerten unterschiedlich lang. Eines war jedoch immer gleich:

Der Markt hat sich früher oder später wieder erholt!

Bildquelle: Gerd Kommer Invest – Blogartikel: https://www.gerd-kommer-invest.de/corona-crash/

Leider haben es manche Unternehmen nicht überlebt! Manche Branchen haben sehr gelitten oder wurden nicht mehr gebraucht. Die gut aufgestellten Unternehmen (=Aktien) haben sich der neuen Situation angepasst, neue Produkte auf den Markt gebracht und sich wieder erholt. Sie waren innovativ, haben gelernt und ihre Prozesse verbessert.

Niemand kann an dieser Stelle sagen, wie lange uns der Corona Virus beschäftigen wird, welchen menschlichen und wirtschaftlichen Schaden er hinterlassen wird. Ich hoffe einen so geringen wie möglich.

Ich bin allerdings felsenfest überzeugt, dass jene, welche besonnen und reflektiert agieren gestärkt aus der Krise hervorgehen werden.

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Bis bald
Be happy, stay happy und bleib gsund!

Dein #FINANZCoach

Gerald Kraushofer