Gehörst du zu den glücklichen Menschen, die genügend Rücklagen haben oder hast du Existenzsorgen und Angst über die Runden zu kommen?

In den letzten beiden Monaten haben wir sehr intensive und schwierige Phasen hinsichtlich der Corona Pandemie erlebt. Neben den humanitären Dramen in vielen Ländern kam es in beinahe allen Ländern zu einem Lock-Down. Es wurden Ausgangsverbote verhängt und viele Einschränkungen und Verbote verhängt. Die Folge waren bzw. sind wirtschaftliche Auswirkungen, die wir aktuell noch nicht einschätzen können.

Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit viele Unternehmen geben, die diese Phase nicht überleben werden. Warum wird das so sein bzw. was können wir davon lernen?

Am 16. März kam es in Österreich zum Lock-Down und zur Ausgangsbeschränkung. Ich persönlich war zu dieser Zeit gerade in Portugal auf Urlaub und habe die Reise abgebrochen. Seither hab ich die Medienberichte sehr intensiv verfolgt. Die Börsen sind massiv eingebrochen, beinahe alle Unternehmen mussten schließen oder hatten zumindest eingeschränkten Betrieb. Viele Menschen wurden in die Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit geschickt.

Bereits 2 Wochen später hörte ich in den Medien die ersten Berichte von unterschiedlichsten Unternehmern der unterschiedlichsten Branchen, dass sie ohne Zuschüsse diese Phase nicht überleben werden.

Wie bitte? 2 Wochen und das wars?

Mich beschäftigt das seit einigen Wochen sehr. Wenn das so ist, dann läuft aus meiner Perspektive in der Finanz- und Vermögensstrukturierung einiges schief.

Was meine ich damit?
Nehmen wir das Beispiel eines selbstständigen Klavierlehrers, der plötzlich keine Klavierstunden mehr geben darf. Er hat also 100 % Umsatzeinbruch. Auch Masseure, Physiotherapeuten, Trainer, Künstler, usw. erlitten diese Schicksale.
100 % Umsatz von einem Tag auf den anderen weg.

Traurig und dramatisch.

Der Klavierlehrer ist am Boden zerstört und meint, dass er das nächste Monat finanziell ohne Einnahmen nicht überleben wird und bereits nach 2 Wochen seine Rechnungen nicht mehr bezahlen wird können! Der Masseur steht vor den Trümmern seiner Existenz. Der Gastwirt muss für immer seine Pforten schließen. Wie Bitte? Als ich das gehört habe, war mir klar, dass hier keinerlei Vermögensstrukturierung und Finanzbildung vorhanden ist.

Wo sind die Rücklagen, Reserven, die in besseren Zeiten gebildet wurden?
Ganz klar: Sie sind nicht vorhanden! Sie wurden nicht gebildet!

Nur in einem solchen Fall ist es möglich nach 2 Wochen seine Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können! Ich höre jetzt schon die Kritiker: Ja, aber meine Fixkosten, die Miete, die Versicherungen, meine Lieferanten, meine Kreditraten, meine Leasingraten etc.
Was hat das miteinander zu tun?
Die ehrliche Antwort: Zu wenige Cashreserven, zu hoher Konsum, zu lange über die Verhältnisse gelebt.

Ich muß dabei immer an unsere Landwirte denken. Versetzen Sie sich in deren Rolle hinein. Ein Landwirt ist der Natur ausgeliefert. Er kann sie nicht beeinflussen. Wie könnte ein Landwirt, dem in einem Jahr die Ernte durch Trockenheit, Ungeziefer, Überschwemmungen, Hagel oder sonstiger Naturkatastrophen zerstört wird überleben, wenn er sich nicht in den Zeiten wo es reichere Ernte gibt Reserven aufbaut und Rücklagen bildet?
Die Antwort ist klar und einfach: Gar nicht!

Die Abhilfe: Reserven und Rücklagen bilden!

Jeden Tag sind in den Medien größere, schwierige Fälle zu entnehmen, wo sich Konzerne, Mittlere Unternehmer, Ein-Personen Unternehmen, aber auch Privatpersonen darüber beschweren, dass die Gelder der Regierung nicht ankommen und sie zusperren müssen. Die Kritik ist berechtigt, allerdings sollte man sich hier nicht auf externe Förderer verlassen. Leider trifft es manche Branchen härter und manche sogar sehr hart, doch gerade hier ist das große Learning:

CASH is KING!

Ein anderes Beispiel:
Ein Immobilienunternehmer besitzt eine Immobilie im Wert von 1 Million Euro. Er erhält monatlich 4.000 EUR Miete von seinen Mietern. Er hat keine Finanzierung und lebt von diesen Mieteinnahmen. Er lässt es sich gut gehen und kann sehr gut davon leben. Plötzlich kommt Covid-19 und die Regierung gibt bekannt, dass Mieten gestundet werden können oder im gewerblichen Bereich überhaupt erlassen werden müssen. Plötzlich sinkt der Cash Flow des Immobilienunternehmers auf Null.
Ist er deswegen arm? Wohl eher nicht! Er besitzt Immobilien im Wert von 1 Million EUR.
Wird er Existenzängste haben? Eventuell.
Wird er über die Runden kommen? Vielleicht.
Wird er nach Hilfe schreien? Mit Sicherheit.
Ist er arm? Wohl kaum.

Doch wo liegt das Problem?
Er hat immer seine Miete ausgegeben und plötzlich ist kein Einkommen mehr vorhanden. Der einzige Weg um zu überleben besteht darin sich schleunigst Cash von einer Bank oder dem Staat zu besorgen, doch was wäre wenn er auch noch monatliche Kreditraten bezahlen müsste? Was wenn er keinen Kredit von der Bank bekommt? Dann wird es eng.

Wo ist der Fehler?
Ganz klar eine zu geringe Liquiditätsreserve!

Pleiten und Insolvenzen entstehen großteils dann, wenn es zu Liquiditätsproblemen kommt.

Solange die Verpflichtungen, Kreditraten, Mieten etc. bezahlt werden, schlittert kaum jemand in die Pleite!

Was können wir aus dieser Krise lernen?

Learning 1:
Du sollst ausreichend Cash bzw. Liquidität zur Verfügung haben!

Wie viel sollte das sein? Das hängt von der persönlichen Situation ab. Ein Privater ist hier anders zu sehen, als ein Cash intensives Business wie z.B. eine Fluglinie. Im privaten Umfeld empfiehlt es sich zumindest das 3-6fache der monatlichen Ausgaben als Reserve zu haben.
Beispiel:
Bei 1.500 Euro monatlichen Ausgaben sollten zumindest 4.500 bis 9.000 EUR Reserven vorhanden sein. Wenn das Sicherheitsbedürfnis größer ist, dann noch mehr. Diese Liquiditätsreserve muss schnell verfügbar und ohne Risiko greifbar sein. Lebensversicherungen, Immobilien, Bitcoins, Wertpapiere usw. sind keine Cash Reserven! Diese Cash Reserven liefern keine Rendite, aber sie liefern die Sicherheit, die es in diesem Umfeld benötigt.
Jeder der zumindest 3-6 Monate Cash Reserven hat, hat selbst bei einem Jobverlust oder einem 100 % Umsatzausfall einige Monate Zeit zu überleben.

Learning 2:
Ausgaben und Fixkosten niedrig halten!

Neben den Cash Reserven ist es immens wichtig, auch die monatlichen Fixkosten und Ausgaben im Griff zu haben und möglichst niedrig zu halten. Eine Wohnung mit 1.500 EUR Miete, 900 EUR Leasingrate und noch die teuren Handy-, Streaming-, Internet- und sonstigen Abos lassen schnell die Kosten explodieren. Leider haben viele Personen nicht einmal 1 Monatsgehalt Reserve auf Ihrem Konto. Ohne Job und ohne Umsatz kommt es dann schnell zum Finanzkollaps oder der Pleite.

Aus meiner täglichen Erfahrung als Finanzcoach weiß ich, daß die wenigsten wissen, wie hoch die tatsächlichen monatlichen Fixkosten pro Monat sind.

Praxistipp:
Nimm dir die Zeit und erfasse deine monatlichen Ausgaben der letzten 12 Monate. Das geht am leichtesten in dem du dir die Kontoauszüge der letzten 12 Monate ansiehst, deine Umsätze aus dem Online Banking runterlädst und alle deine Ausgaben erfasst. Bankomatbehebungen sind ebenfalls Ausgaben, denn das Geld wird in den meisten Fällen für das tägliche Leben verwendet. Regelmäßige Ansparbeträge in kapitalbildenden Versicherungen, Bausparer oder Fonds kannst du weg lassen, denn das sind keine Ausgaben sondern Umbuchungen.
Wenn du die Ausgaben des letzten Jahres summiert hast dividiere sie durch 12. Nun hast du deine durchschnittlichen monatlichen Ausgaben des letzten Jahres.

Wenn du es bis hierher geschafft hast, dann wirst du wahrscheinlich schockiert sein, wie hoch die Ausgaben sind. Zumindest ist das bei den meisten Menschen der Fall.

Wie lange kannst du nun überleben ohne deine langfristigen Vermögenswerte (wenn vorhanden) wie Fonds, Immobilien, Gold etc. anzugreifen?
Um diese Frage zu beantworten summierst du alle deine liquiden Vermögenswerte wie:
– Kontoguthaben
– Onlinesparbücher
– Sparbücher
– Bargeld

Wenn du diese Summe hast, so dividierst du diesen Wert durch deine persönlichen monatlichen Ausgaben und weißt nun wie lange du ohne Gehalt und Umsätze überleben kannst. (Es würde mich freuen, wenn du mir deine persönliche Zahl an Monaten schickst)

Überlebenszeit (Monate) = Summe der liquiden Vermögenswerte / monatliche Ausgaben

Bist du nun erleichtert? Schockiert? Überrascht?

Learning 3:
Schaffe dir voneinander unabhängige Einkommensströme!

Neben der Liquidität ist noch ein weiterer Punkt sehr wichtig: Deine Einkommensströme.
Wenn du nur von deinem Gehalt abhängig bist, so bist du abhängig von deinem Job.
Wenn du nur von deinem Umsatz als Klavierlehrer, Masseur, Friseur oder Trainer abhängig bist, dann wird es schwierig, wenn dieser Teil wegbricht.
Wenn du dann keine Reserven hast, dann hast du echt ein Problem!
Daher:

Baue dir mehrere Einkommensströme auf. Am besten passive Einkommensquellen wie Immobilien, Dividenden oder Zinsen!

Grundsätzlich kannst du alle diese Themen selber lösen. Es ist nicht besonders schwer. Wenn du hier allerdings lieber deiner eigenen Professionen nachgehst, dich mit solchen Themen eher nicht beschäftigen willst oder einfach überfordert bist, du nicht weißt wo du zuerst anfangen sollst, dann solltest du mit einem FinanzCoach, Personal Finance Experten, Financial Planner reden, der dir hilft Ordnung und Struktur in deine Finanzwelt zu bringen. Achte darauf, dass du hier keine unnötigen Produkte verkauft bekommst, sondern es darum geht Ordnung ins System zu bringen!

Ich wünsche Dir in dieser herausfordernden Zeit Alles Gute und ich hoffe du hast genügend CASH und Reserven!

Dein FinanzCoach
Gerald